MUSIK FÜR DIE KURFÜRSTEN: William Brade (alias Wilhelm Brat) und Bartholomeus Praetorius im Berlin um 1600

So. 18.02.2024 um 17 Uhr

Cöllner Compagney
Gaby Bultmann, Markus Friemel, Christian Hagitte, Leila Schoeneich & Susann Seegers

Blockflötenconsort, Gems- & Krummhörner, Cornamusen, Hümmelchen, Sordinella, Schwegel, Rankett, Gesang, Percussion

gefördert von

Bild: Tim Litwinschuh

Die Cöllner Compagney als Berliner Ensemble für Musik der europäischen Renaissance widmet sich mit diesem Programm der Musik seiner namensgebenden Stadt, die im 16. und 17. Jahrhundert noch als Doppelstadt Cölln-Berlin existierte. Eine Besonderheit des Hofes war, dass in einer kurfürstlichen Musikverordnung von 1580 ausdrücklich eigene Instrumentalmusik unabhängig von kirchlichen Aufgaben gefordert wurde. In der Tat hatte die Hofkapelle im 2. Jahrzehnt des 17. Jahrhundert die für den deutschen Raum enorme Instrumentalistenstärke von 37 (nicht eingerechnet das 14köpfige Trompeten-ensemble) gegenüber nur 3 Hofsängern.

Im Mittelpunkt dieses Konzerts stehen zwei für den Berliner Kontext immer noch nicht ausreichend gewürdigte Protagonisten: zum einen der Komponist William Brade alias Wilhelm Brat, der kurz vor und nach 1600 zum Teil mehrere Jahre lang in Berlin wirkte. Er kam ursprünglich aus England, arbeitete aber über die Hälfte seines Lebens in Hamburg, Kopenhagen, Halle, Güstrow, Bückeburg und eben in Berlin. Er war Violinist, schrieb aber außer für „Fiolen“ auch für alle anderen damals üblichen Consortinstrumente. Angesichts seiner musikalischen „Hitverdächtigkeit“ – sein Erbe aus England, das von jeher ein Land ohne Grenzen zwischen Pub und Hof war – und seiner Genialität insbesondere in der Behandlung des Rhythmus, des Mittelstimmensatzes und der neuen Virtuosität war er ein gesuchter Komponist für Theater-, Tanz- und Festmusiken.

Cölln-Berlin um 1600

Unser zweiter Protagonist, Bartolomeus Praetorius, der zeitweilig mit Brade/Brat zusammen angestellt war und Zinkenist und Komponist war, schrieb hingegen eher Musik zum Zuhören – seine kompositorisch innovativen Pavanen und Galliarden sind vielleicht am ehesten mit William Byrd zu vergleichen. Brade und Praetorius veröffentlichten 1616 bzw. 1621 auch Notensammlungen in Berlin und trugen überhaupt dazu bei, dass Berlin bzw. Cölln-Berlin musikalische Bedeutung erlangte, bevor die Verheerungen im Laufe des 30jährigen Krieges die Stadt wieder zurückwerfen sollten.

Ergänzt wird das Programm mit gemischt instrumental-vokaler Musik geistlicher und weltlicher Provenienz ihrer Kollegen bzw. Vorgesetzten am Berliner Hof Nikolaus Zangius und Johannes Eccard. Ausserdem wird diese Hof- und Kunstmusik dem damals üblichen Stadtpfeifferrepertoire gegenübergestellt, tradiert beispielsweise in den Sammlungen der Breslauer Stadtpfeiffer Paul und Bartholomeus Hessen.

Cöllner Compagney spielt auf einem umfangreichen Instrumentarium, das in Nord- und Mitteldeutschland noch bis etwa 1630 im allgemeinen Gebrauch war: Flötenconsort, Krummhornconsort, Cornamusen, Einhandflöten, verschiedene Dudelsacktypen, als ensemblespezifische Besonderheit Gemshornconsort und gemischte Ensembles daraus.

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