Schütz 351

Sa. 20.05.2023 um 19 Uhr

GRENZACHER KANTOREI & CAPPELLA LEODEGARENSIS

Henry Van Engen | Leitung
Caterina Chiarcos | Sopran
Lorenzo Tosi | Bass
Mischa Dobruschkin & Giulia Manfredini | Geige
Clément Gester | Zink
Susanna Defendi & Tin Cugelj | Posaunen
Maruša Brezavšček | Dulzian
Adrián Blanco | Theorbe
Maria Morozova-Meléndez | Cembalo & Orgel

Henry Van Engen - Bild: Denise Prandini

‘Bedeutendster deutscher Komponist des Frühbarocks’, ‘Vater der deutschen Kirchenmusik’ oder ‘hervorragendster Musiker seines Jahrhunderts’; so wird heute nun nach coronabedingter Verspätung seines 350. Todesjahres an das 351. Todesjahr von Heinrich Schütz (1585-1672), auch Henricus Sagittarius genannt, erinnert. Zu diesem großen Jubiläum bestand die Möglichkeit, sich mit intensiver Arbeit in seine Musik zu vertiefen. Dazu kommen kleinbesetzte Stücke aus ‘Cantiones Sacrae’, ‘Kleine geistliche Konzerte’ und dem ‘Becker Psalter’ bis hin zu sechzehnstimmigen Werken aus den ‘Psalmen Davids’. Die Musiker*innen von Cappella Leodegarensis und Sänger*innen der Grenzacher Kantorei freuen sich, das gesamte Spektrum und die große Farbpalette von Heinrich Schütz präsentieren zu dürfen.

Grenzacher Kantorei

Geboren 1585 im heutigen Bad Köstritz, wurde Heinrich Schütz früh als musikalisches Talent entdeckt. Landgraf Moritz von Hessen-Kassel wurde 1599 auf ihn aufmerksam und ließ ihn an der Kasseler Hofschule, oder Collegium Mauritianum, aufgenommen unterrichten. Im Jahr 1609 absolvierte Schütz, dank eines Stipendiums des Landgrafen, ein dreijähriges Studium in Venedig bei Giovanni Gabrieli, dem ersten Organisten des Markusdoms. Zusammen hat Schütz mit seinem Lehrer Gabrieli die Madrigalsammlung Il Primo libro di Madrigali im Jahr 1611 zum Druck gebracht. Bis zu seinem Tod 1672 war Gabrieli der Einzige, den Schütz als seinen Lehrer bezeichnete. Auf seinem Totenbett 1612 vermachte Gabrieli seinem Schüler Schütz einen seiner Ringe, der oben im Schütz-Portrait von Rembrandt zu sehen ist.

Heinrich Schütz, Gemälde von Rembrandt

1613 wieder nach Kassel zurückgekehrt, wurde er von Landgraf Moritz zum zweiten Organisten berufen. Wenige Jahre später übernahm er am Hof des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. in Dresden die Leitung der Hofkapelle, seine größte Lebensstation. 1619 veröffentlichte Schütz die Psalmen Davids, darin unter anderem die Stücke Herr, unser Herrscher à 13, Jauchzet dem Herren à 8 und Warum toben die Heiden à 16, die er an seinem Landesherrn widmete. Als Kapellmeister hatte Schütz die Oberaufsicht über die Mitglieder der Hofkapelle, die aus Sängern und Instrumentalisten bestand. Dies ermöglichte es ihm, seinen aus Venedig mitgebrachten Stil von ‘Cori Spezzati’, nämlich der Mehrchörigkeit, Musik, die von unterschiedlichen Gruppen an unterschiedlichen Positionen gespielt oder gesungen wird, vorzuführen. Das heutige Ensemble mit Gesang, Zink, Barockgeigen, Dulzian, Barockposaunen, Theorbe, Cembalo und Orgel ist eine authentische Darstellung der Instrumente und des Ensembles, dieser ‘Cori Spezzati’ oder ‘gebrochenen Chöre’, die Schütz zur Verfügung hatte.

1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus, der Schwierigkeiten für die Hofkapelle mit sich brachte. Schütz schrieb selber, wie “die löbliche Music von den anhaltenden gefährlichen Kriegs-Läufften in unserm lieben Vater-Lande Teutscher Nation nicht allein in grosses Abnehmen gerathen, sondern an manchem Ort gantz niedergeleget worden.” An dieese verbliebenen Gegebenheiten musste er seine Ansprüche an die Aufführungspraxis anpassen; aus dieser Zeit stammen Eile mich Gott zu erretten für Solosopran aus Kleine geistliche Konzerte (1636) und Verba mea auribus percipe à 4 aus Cantiones Sacrae (1625), sowie Singet dem Herrn ein neues Lied à 4 aus der Becker Psalter (1628).

1628 besuchte Schütz zum zweiten Mal Venedig, wo er über ein Jahr lang blieb, und hörte dort die neue theatralische Musik, neue Impulse für sein eigenes Schaffen. Nach seiner Rückkehr in 1629 veröffentlichte er den ersten Teil seiner Symphoniae Sacrae mit Fili mi, Absalon für Solobass und vier Instrumenten. In den nächsten ungefähr 15 Jahren gab es so große Schwierigkeiten bei der Versorgung und Bezahlung der Hofkapelle in Dresden, dass Schütz sich immer wieder Beschäftigungen außerhalb Dresdens suchte, zum Beispiel als Ratgeber der Fürstenhöfe in Kopenhagen, Hannover, Gera, Weimar und Wolfenbüttel.

Zu seinem Erfolg zählt seine Lehrtätigkeit: Schütz war Lehrer für eine ganze Generation von Musikern. Vor allem stehen Johann Schop, Johann Vierdanck, Matthias Weckmann im Vordergrund, sowie Johann Theile, Christoph Bernhard, David Pohle, Johann Jakob Loewe und Christoph Kittel.

Natürlich war Schütz damals nicht der einzige bekannte Komponist in oder mit einer Verbindung zu Venedig. Um Kontext für seine Musik zu geben, werden Canzonen und Sonaten, also Instrumentalstücke, heute Abend von seinen Zeitgenossen Biagio Marini (1594-1663) und Giovanni Battista Grillo (ca.1570-1622), und seinem Lehrer Giovanni Gabrieli (1557-1612) präsentiert.

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