GEMEINSAMES ERBE: Pomerania-Pommern-Pomorze

Sa. 24.05.2025 um 19:00 Uhr
22. Stettiner Festival für Alte Musik (Szczecin)

So. 25.05.2025 um 17:00 Uhr
Konzerterihe TITANS RISING


Viktoria Wilson | Sopran
Sarah Fuhs | Sopran 2
Martin Fehr | Altus
Stephan Gähler | Tenor
Vincent Berger | Bass

Consortium Sedinum (Stettin)
Mikołaj Zgółka | Violine
Katarzyna Cendlak | Violine
Justyna Młynarczyk | Viola da Gamba
Maciej Kończak | Theorbe
Urszula Stawicka | Cembalo, Leitung

gefördert durch:

Urszula Stawicka, Cembalo & Leitung

Europa Concordia ist das Motto der 22. Ausgabe des Festivals für Alte Musik in Stettin, das die Idee der Harmonie in der Vielfalt und der Koexistenz der Traditionen vieler Nationen, die unseren Kontinent seit Jahrhunderten bewohnen, präsentiert.

In unserem Kooperationsprojekt Stettin-Berlin erforschen wir das vokale und instrumentale Repertoire Pommerns im 16. und 17. Jahrhundert. Pommern war im 17. Jahrhundert Teil eines lebendigen musikalischen Milieus, das von der lutherischen Kirchenmusik und anderen europäischen Stilen beeinflusst wurde.

Die strategische Lage Pommerns an der Ostseeküste förderte eine reiche und vielfältige Musiklandschaft, die durch die Interaktion mit deutschen, polnischen und skandinavischen Kulturen geprägt wurde. Die religiöse Landschaft der Region, die sowohl von katholischen als auch von protestantischen Gemeinden geprägt ist, führte zur Entwicklung verschiedener liturgischer Traditionen, einschließlich lutherischer Choräle und Hymnen. Die lokale Volksmusik, die sich durch einzigartige Tanzmelodien, Lieder und Instrumentalstile auszeichnete, trug durch spezifische Melodien, Rhythmen und Instrumentierungen zu einer weiteren regionalen Prägung bei.

Karte von dem historischen Herzogtum Pommern, 17. Jh.

Zu den Komponisten:

Philipp Dulichius (1562-1631) wurde im Jahr 1562 in Chemnitz geboren. Im Jahr 1587 begann er seine Tätigkeit als Kantor am Fürstlichen Pädagogium in Stettin. Dort war er verantwortlich für die Kirchenmusik in der Stettiner Marienkirche, die musikalische Ausbildung der Gymnasiasten und die musikalische Begleitung am Hof der pommerschen Herzöge. Nach über 40 Jahren treuen Dienstes entschied er sich Ende 1630, sein Amt niederzulegen. Dulichius hat viele wunderschöne und kunstvolle Motetten komponiert, die zu seinen Lebzeiten in ganz Europa bekannt waren und Verbreitung gefunden haben.

Andreas Hakenberger (1574-1627) wurde vermutlich bei Johannes Wanning in Danzig ausgebildet. Zwischen 1602 und 1607 war er wahrscheinlich in Krakau in der Hofkapelle tätig, und 1606 bewarb er sich als Kapellmeister in Danzig, was 1608 schließlich gelang. Seine Kompositionen, vorwiegend in Mehrchörigkeit (Cori spezzati), umfassen sowohl lateinische Sakralwerke als auch weltliche Stücke mit deutschem Text.

Johann Vierdanck (1605-1646) wurde am 5. Februar 1605 in Jessen geboren und war der Sohn des Orgelmachers und Tischlers Hans Vierdanck sowie Martha, Tochter des Wittenberger Buchbinders Barnutius. Seine musikalische Ausbildung begann 1625 in Dresden, wo er als Großer Capellknabe und Instrumentist an der Hofkapelle tätig war und von Wilhelm Günther unterrichtet wurde. Nach Stationen in Güstrow, wo er 1631/32 Instrumentalist war, und Studienreisen nach Lübeck, Hamburg und Kopenhagen, wurde er 1635 Organist an der Stralsunder Marienkirche, wo er bis 1646 wirkte und durch seine veröffentlichten Musiksammlungen sowie seine wohlhabende Stellung Anerkennung fand.

Kaspar Förster (1616-1673) war der Sohn des Danziger Kapellmeisters Kaspar Förster. Er erhielt seine erste musikalische Ausbildung vom Vater und sammelte weitere Erfahrungen in Warschau bei Marco Scacchi sowie ab 1636 in Italien. 1638 wurde er Sänger und Dirigent an der Warschauer Hofkapelle. 1641 bewarb er sich in Danzig, wurde jedoch nicht eingestellt. Nach einem längeren Aufenthalt in Italien wurde er 1652 von König Friedrich III. nach Kopenhagen berufen, um die Hofkapelle wieder aufzubauen. Während des Krieges zwischen Dänemark und Schweden kehrte er 1655 nach Danzig zurück, wo er kurz Kapellmeister an der Marienkirche war. 1657 trat er in venezianischen Dienst und nahm an den Türkenkriegen teil. Ab 1660/1661 leitete er für etwa zehn Jahre die Hofkapelle in Kopenhagen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Hamburg verbrachte er seinen Ruhestand in Oliva bei Danzig, wo er auch verstarb. Johann Mattheson lobte ihn als „Zierde der Danziger Musik“.

Johann Balthasar Erben (1626-1686) wurde in Danzig geboren. Er unterwies den jüngeren Christoph Bernhard in der Musik. Nach einer erfolglosen Bewerbung als Kapellmeister an der Marienkirche 1652 erhielt er vom Stadtrat eine finanzielle Unterstützung für eine mehrjährige Bildungsreise, die ihn unter anderem nach Regensburg, Nürnberg, Würzburg, Heidelberg, Frankfurt, Bonn, Köln, Antwerpen, Brüssel, Frankreich und Italien führte. Nachdem der damalige Kapellmeister Kaspar Förster 1657 in den Türkenkrieg zog, wurde Erben schließlich 1658 als Kapellmeister an der Marienkirche bestätigt, ein Amt, das er bis zu seinem Tod 1686 innehatte.

Christoph Bernhard (1628-1692), ursprünglich aus Kolberg in Westpommern, erhielt seine erste musikalische Ausbildung in Danzig bei Schülern von Sweelinck, darunter Paul Siefert und Christoph Werner. 1648 wurde er Sänger an der Dresdner Hofkapelle. Um 1650 unternahm er eine einjährige Italienreise, bei der er Giacomo Carissimi traf. Nach seiner Rückkehr wurde er 1655 Vizekapellmeister in Dresden, eine Position, die er bis 1664 innehatte. 1664 wurde er Musikdirektor und Kantor am Johanneum in Hamburg, wo er Thomas Selle ablöste. 1674 kehrte er nach Dresden zurück, wurde erneut Vizekapellmeister und später 1680 Hofkapellmeister. Bernhard gilt als Schüler Heinrich Schütz und wurde beauftragt, für dessen Beerdigung eine Motette zu komponieren. Er schuf auch Werke für Johann Rist sowie Lieder, Arien und Kirchenmusik. Zudem verfasste er bedeutende Musiktraktate über Kontrapunkt, Moduslehre, Verzierungen, Figurenlehre und Stillehre, die die Kompositionslehre Schütz widerspiegeln.

Johann Theile (1646-1724) studierte Jura in Leipzig und Halle sowie Kompositionslehre in Weißenfels bei Heinrich Schütz, von dem er als letzter Schüler gilt. Als Organist war er in Stettin und Lübeck tätig und genoss einen hervorragenden Ruf als Musikpädagoge. Zwischen 1673 und 1678 war er Hofkapellmeister bei Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf, und 1678 eröffnete er mit seinem Singspiel „Adam und Eva“ die Oper am Gänsemarkt in Hamburg, das erste bürgerliche Opernhaus Deutschlands. Von 1685 bis 1689 war er Kapellmeister in Wolfenbüttel, danach an Opern in Naumburg und bei Christian I. in Merseburg tätig. Nach Stationen in Berlin und als musikalischer Berater in Zeitz kehrte er schließlich in seine Heimatstadt zurück.

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