AD MORTEM FESTINAMUS

Texte und Übersetzungen:

O redemptor, sume carmen Gesang zur Weihe der Salböle am Ende der Passionszeit, 11. Jh.

Refrain: O redemptor, sume carmen, temet concinentium.

Arbor faeta alma luce
Hoc sacrandum protulit,
Fert hoc prona praesens
turba Salvatori saeculi.

Consecrare tu dignare,
rex perennis patriae,
Hoc olivum, signum vivum,
Iura contra daemonum.

Ut novetur sexus omnis,
unctione Chrismatis:
ut sanetur sauciata
Dignitatis gloria.

Lota mente sacro
fonte Aufugantur crimina,
uncta fronte sacrosanta
Influunt charismata.

Corde natus ex Parentis
Alvum implens Virginis,
Praesta lucem,
claude mortem Chrismatis consortibus.

Sit haec dies festa nobis,
Saeculorum saeculis
Sit sacratia digna laude,
nec senescat tempore.

Refrain: O Erlöser, nimm das Lied deiner Sänger entgegen.

Ein Baum, befruchtet von hohem Licht,
brachte dieses Weihegeschenk hervor.
Dies bringt die heilige Schar jetzt dir,
dem Erlöser der Welt.

Sei gnädig und weihe,
König des ewigen Vaterlandes,
dieses Öl, Zeichen des Lebens,
gegen die Macht der Dämonen.

Damit jedes Geschlecht wisse:
Durch die Salbung mit Chrisam
wird das Verletzte geheilt
zur Würde der Herrlichkeit.

Gereinigt aus dem Herzen, in heiligem Quell,
entfliehen die Sünden;
auf die ölgesalbte Stirn strömen
heilige Gnadengaben.

Der du aus dem Herzen des Vaters geboren,
den Schoß der Jungfrau erfüllt hast,
schenke Licht,
verschließe den Tod vor denen,
die mit Chrisam gesalbt sind.

Es sei dieser Tag ein Fest für uns
in alle Ewigkeit.
Er sei geheiligt, würdig des Lobes,
nie altere seine Zeit.

Recordare Domine testamentum tuum – Gregorianischer Choral (Introitus) zum Beginn einer Messe mit Bußcharakter, 11. Jahrhundert

Recordare Domine testamenti tui
et dic angelo percutienti
cesset iam manus tua
ut non desoletur terra.

Et ne perdas omnem animam viventem.

Gedenke, Herr, deines Bundes,
und sage zu dem Engel, der das Verderben bringt:
Deine Hand höre auf,
damit die Erde nicht verödet wird.

Und damit du nicht jede lebende Seele vernichtest.

Kyrie eleison – Bitte um Erbarmen aus der Messe de Tournai, 14. Jahrhundert

Kyrie eleison – Christe eleison – Kyrie eleison

Herr, erbarme dich – Christus, erbarme dich – Herr, erbarme dich

Nu tret herzu, der buessen woelle – Bußlied der Geißlerbewegung von 1349

Nu tret herzu, der buessen woelle,

fliehen wir die haisse Helle,

Lucifer ist boes geselle:

Wen er behapt, mit Pech er lapt.

dez fliehen wir ihn, hab wir den Sinn.

Der unser Buozze welle pflegen,

der sol gelten und wiedergeben.

Er beicht und lass die Suende varn,

so wil sich Got uibr in erbarn.

Ir Luegener, ir mainswoerere,

ir sint dem lieben Got ummere.

Ir beichted kaine Sunde gar,

dez muesd ir in die Helle varn.

Da vor behoet uns, Herre Got,

dez bit wir dich durch dinen Tot.

Wer den Fritag nit envastet

und den Suntag nit enrastet,

zwar der mois in der Helle Pin

unt eweclich verfluchet sin.

Di Eh, di ist ain raines Leben,

die hat Got selber uns gegeben:

der die entehrt, der wirt verlorn,

dar zu so bringt uich Gottes Zorn.

Da vor behoet uns, Herre Got,

dez bit wir dich durch dinen Tot.

Ich ratt iu, Vrow und Mannen allen,

daz ir lasst die Hohfart vallen.

Durch Got so lasst die Hohfart varn,

so wil sich Got ueber euch erbarn.

Wissent ouch, daz ganzu Ruiwe,

wer die hat mit rehter Truiwe,

mitt Beicht, mit Puoss, mit Widergeben,

dem wil Got gen an ewig Leben.

Dez hilf uns Maria, Kunigin,

daz wir din’s Kindes Huld gewin.

Misit Dominus verbum suum – Gregorianischer Choral (Graduale) über die Heilstaten Gottes, 11. Jahrhundert

Misit Dominus verbum suum, et sanavit eos :
et eripuit eos de interitu eorum.

Versus: Confiteantur Domino misericordiae eius:
et mirabilia eius filiis hominum.

Der Herr sandte sein Wort und heilte sie;
und er befreite sie vom Verderben.

Vers: Preisen sollen sie den Herrn für sein Erbarmen,
und seine Wunder preisen vor den Menschenkindern.

Inter vestibulum ad altare Dei – Von Cristobal Morales (um 1500-1553) mit der Bitte an Gott, das Volk zu verschonen

Inter vestibulum et altare plorabunt sacerdotes ministri Domini, dicentes: Parce, Domine, parce populo tuo et ne des hereditatem tuam in opprobrium ut non dominentur eis nationes.

Zwischen der Vorhalle und dem Altar werden die Priester, die Diener des Herrn, weinen und rufen: Verschone, o Herr, verschone dein Volk und gib dein Erbe nicht zu Schanden, dass die Heiden über sie herrschen.

Immutemur habitu in cinere et cilicio – Gregorianischer Choral am Aschermittwoch beim Auftragen des Aschekreuzes, 11. Jahrhundert

Immutemur habitu, in cinere et cilicio,ieiunemus, et ploremus ante Dominum,quia multum misericors est dimittere peccata nostra Deus noster.

Lasst uns ein anderes Kleid anziehen: Sack und Asche;
 lasst uns fasten und weinen vor dem Herrn,
 denn groß im Erbarmen und Verzeihen unserer Sünden ist unser Gott.

Ad mortem festinamusTänzerisches Bußlied aus dem spanischen Llibre Vermell, 14. Jahrhundert

Refrain: Ad mortem festinamus, peccare desistamus.

Wir eilen dem Tod entgegen, wir wollen nicht mehr sündigen.

Scribere proposui de contemptu mundano, 
Ut degentes seculi non mulcentur in vano.
Iam est hora surgere a sompno mortis pravo.
Ad mortem festinamus peccare desistamus.

Ich habe mich entschlossen, vom Verächtlichen der Welt zu schreiben, 
Damit diese degenerierten Zeiten nicht vergeblich vergehen.
Nun ist die Stunde, um vom bösen Todesschlaf zu erwachen. 
Wir eilen dem Tod entgegen, wir wollen nicht mehr sündigen.

Vita brevis breviter in brevi finietur, 
Mors venit velociter que neminem veretur,
Omnia mors perimit et nulli miseretur. 
Ad mortem festinamus peccare desistamus.

Kurz ist das Leben und in Kürze endet es, 
Der Tod kommt schneller als man glaubt. 
Der Tod vernichtet alles und verschont keinen.
Wir eilen dem Tod entgegen, wir wollen nicht mehr sündigen.

Ni conversus fueris et sicut puer factus 
Et vitam mutaveris in meliores actus,
Intrare non poteris regnum Dei beatus.
Ad mortem festinamus peccare desistamus.

Wenn du nicht umkehrst und rein wie ein Kind wirst, 
Dein Leben durch gute Taten änderst, 
Kannst du nicht selig in Gottes Reich eingehen.
Wir eilen dem Tod entgegen, wir wollen nicht mehr sündigen.

Domine, non secundum peccata nostra Mehrstimmiger Tractus zum Aschermittwoch von Josquin des Prez (um 1450-1521)

Domine, non secundum peccata nostra, quae fecimus nos :
neque secundum iniquitates nostras retribuas nobis.

Domine, ne memineris iniquitatum nostrarum antiquarum:
cito anticipent nos misericordiae tuae,
quia pauperes facti sumus nimis.

Herr, handle nicht an uns nach unseren Sünden, die wir begingen,
 und vergilt uns nicht nach unseren Missetaten.

Herr, gedenke doch nicht unseres alten Unrechts;
schnell komme uns deine Gnade entgegen,
 denn wir sind sehr arm geworden!

Cum ieiunatis nolite fieri und Psalm 50 Miserere mei Deus Antiphon aus den Stundengebeten in der Passionszeit mit dem Bußpsalm 50

Cum ieiunatis, nolite fieri sicut hypocritae tristes.

Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht werden wie traurige Heuchler.

Psalm 50

1 Miserere mei, Deus: secundum magnam misericordiam tuam.

2 Et secundum multitudinem miserationum tuarum : dele iniquitatem meam.

3 Amplius lava me ab iniquitate mea : et a peccato meo munda me.

4 Quoniam iniquitatem meam ego cognosco : et peccatum meum contra me est semper.

5 Tibi soli peccavi, et malum coram te feci : ut justificeris in sermonibus tuis, et vincas cum judicaris.

6 Ecce enim in iniquitatibus conceptus sum : et in peccatis concepit me mater mea.

7 Ecce enim veritatem dilexisti : incerta et occulta sapientiae tuae manifestasti mihi.

8 Asperges me hysopo, et mundabor : lavabis me, et super nivem dealbabor.

9 Auditui meo dabis gaudium et laetitiam : et exsultabunt ossa humiliata.

10 Averte faciem tuam a peccatis meis : et omnes iniquitates meas dele.

11 Cor mundum crea in me, Deus : et spiritum rectum innova in visceribus meis.

12 Ne proiicias me a facie tua : et spiritum sanctum tuum ne auferas a me.

13 Redde mihi laetitiam salutaris tui : et spiritu principali confirma me.

14 Docebo iniquos vias tuas : et impii ad te convertentur.

15 Libera me de sanguinibus, Deus, Deus salutis meae : et exsultabit lingua mea justitiam tuam.

16 Domine, labia mea aperies : et os meum annuntiabit laudem tuam. (…)

1 Sei mir gnädig, o Gott – du bist doch reich an Gnade!


2 In deiner großen Barmherzigkeit lösche meine Vergehen aus!


3 Wasche meine Schuld ganz von mir ab, und reinige mich von meiner Sünde!

4 Denn ich erkenne meine Vergehen, und meine Sünde ist mir ständig vor Augen.


5 Gegen dich allein habe ich gesündigt, ja, ich habe getan, was in deinen Augen böse ist.
Das bekenne ich, damit umso deutlicher wird: Du bist im Recht mit deinem Urteil, dein Richterspruch ist wahr und angemessen.

6 Du weißt es: Von Geburt an lastet Schuld auf mir; auch meine Mutter war nicht frei von Sünde,

als sie mit mir schwanger war.


7 Du liebst es, wenn ein Mensch durch und durch aufrichtig ist; so lehre mich doch im Tiefsten meines Herzens Weisheit!

8 Reinige mich von meiner Sünde –so wie der Priester dies mit einem Ysopbüschel tut –, dann bin ich wirklich wieder rein. Wasche meine Schuld von mir ab, dann werde ich weißer sein als Schnee.

9 Lass mich wieder etwas Wohltuendes hören und Freude erleben, damit ich aufblühe, nachdem du mich so zerschlagen hast.


10 Schau nicht weiter auf die Sünden, die ich begangen habe, sondern lösche meine Schuld aus!

11 Erschaffe in mir ein reines Herz, o Gott, und gib mir einen neuen, gefestigten Geist.


12 Schick mich nicht weg aus deiner Nähe, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.

13 Lass mich wieder Freude erleben, wenn du mich rettest. Hilf mir, indem du mich bereit machst, dir gerne zu gehorchen.


14 Dann will ich denen, die sich von dir abgewendet haben, deine Wege zeigen. Ja, Menschen, die gegen dich sündigen, sollen so umkehren zu dir.

15 Gott, durch mich wurde das Blut eines Menschen vergossen – befreie mich von dieser Schuld, Gott, du mein Retter! Dann werde ich dich loben mit meiner Stimme und jubeln über deine Treue.
16 Herr, öffne du meine Lippen, damit mein Mund deinen Ruhm verkündet! (…)

(Neue Genfer Übersetzung)

Si turpis et carnalis / Proderit et mortis / Proinde animi elatio Über die Todsünden von Caspar Othmayr (1505-1553) aus den Tricinia in pias, 1549.

Si turpis carnalis te male vexat concupiscentia, illam vigiliis et labore, orationibus et inedia expelle.

Wenn dich die schändliche fleischliche Begierde übel quält, dann vertreibe sie durch Nachtwachen, Arbeit, Gebete und Fasten!

Proderit et mortis meditatio mortiferique gaudi supplicium et sexus alterius declinatio.

Nützen wird (dir) das Nachdenken über den Tod, das Aufgeben der todbringenden Freude und das Ausweichen vor dem anderen Geschlecht.

Proinde animi elatio lachrymarum fonte extinguatur.

Die Erhebung des Geistes (der Stolz) soll schließlich durch die Quelle der Tränen gelöscht werden!

Super flumina Babylonis Gregorianischer Choral über die Gefangenschaft der Israeliten, 10. Jahrhundert

Super flumina Babylonis,
illic sedimus et flevimus:
dum recordaremur tui, Sion.

An den Flüssen von Babylon,
da saßen wir und weinten,
als wir an dich dachten, Zion.

Agnus Dei, qui tollis peccata mundi

Aus der Messe de Tournai, 14. Jahrhundert

Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, miserere nobis.

Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, miserere nobis.

Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, dona nobis pacem.

Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: erbarme dich unser.

Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: erbarme dich unser.

Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: gib uns deinen Frieden.

Benedicamus Domino cum cantico – Deo gratias

Feierlicher Gesang zum Abschluss der Messfeier / Codex Las Huelgas, 14. Jahrhundert

Benedicamus Domino cum cantico, cum jubilo, cum cordis et organo,
cum psalterio, cum tripudio, cum celesti gaudio. Deo gratias.

Wir preisen den Herrn mit einem Lied, mit Jubel, mit dem Herzen und mit einem Organum,
mit dem Psalterium, mit Tanz und mit ewiger Freude. Dank sei Gott.

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